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Bärlauch vermehren

By 6. April 2015Oktober 22nd, 20199 Comments
Bärlauch im Bestand

Es ist Anfang April und immer wieder bekomme ich die Frage gestellt, ob nun die rechte Zeit sei, irgendwo aus einem großen Bestand Bärlauch auszugraben um ihn dann bei sich im Garten wieder einzupflanzen und so zu vermehren.

Ich will euch von meinen Erfahrungen berichten, die ich zu diesem Thema in den letzten 18 Jahren gesammelt habe.
Diese Erfahrungen konnte ich vollkommen abseits der typischen Bärlauchregionen sammeln: in Mecklenburg-Vorpommern. Dort sind mit der unten beschriebenen Methode an 3 verschiedenen Standorten hochpotente Bärlauch-Sammelreviere entstanden.

Abgesehen davon, dass es der bessere Weg ist, sich bei einem meiner Gärtnerkollegen Bärlauch-Töpfe zu kaufen, ist Anfang April schon die rechte Zeit für eine Ausgrab-und-wieder-Einpflanzaktion. Bitte achtet aber darauf, dies vernünftig zu tun: Reißt nicht einfach so Bärlauch aus! Das geht selten gut, da die Pflanzen ca 15 cm tief sitzende Zwiebeln haben. Auf sie kommt es an, die müßt ihr erwischen! Und das geht nur mit gutem Grabgerät – einer Grabegabel zum Beispiel.
Und bitte schlagt die Zwiebeln nach der Grabeaktion samt Wurzeln für den Transport in feuchtes Zeitungspapier ein, damit sie nicht eintrocknen.

Es gibt aber einen viel eleganteren und nachhaltig wirksameren Weg als das Verpflanzen: die Aussaat.

Nun werden das viele von euch schon erfolglos versucht haben. Aber man muß keinen dunkelgrünen Daumen besitzen, damit es gelingt, sondern nur ein paar grundsätzliche Dinge befolgen.

Erstens: Frisches Saatgut

NieNieNie Bärlauchsaat kaufen, von der ihr nicht sicher wisst, dass sie nicht älter als 4 bis 6 Monate ist. Solche Saat gibt es aber nicht auf dem normalen Markt!

Blühender Bärlauch

Bärlauch blühend, kurz vor der Samenbildung

Frisches Saatgut ist entscheidend und ihr findet es Ende Juni / Anfang Juli genauso massenhaft dort, wo im Frühjahr der Bärlauch in Massen wächst. Dieses Saatgut erntet ihr durch einfaches Einsammeln der welken Blütenstände.

Zweitens: an Ort und Stelle aussäen

Haltet euch nicht mit der Saagutgutreinigung oder gar -trocknung auf. Entscheidend ist, dass ihr das Saatgut sofort an dem Ort verstreut, wo der Bärlauch später wachsen soll. Dafür geeignet sind viele Stellen: Laubwälder, Parks, Heckensäume etc.. Sie sollen relativ schattig sein und weder sandig noch moorig. Habt ihr das Saatgut verstreut, ist schon alles getan. Das Saatgut muß nicht extra abgedeckt werden, da es ohnehin in das herumliegende Laub rieselt.

Bärlauchsämlinge

Bärlauchsämlinge (Quelle: By User:Pipi69e (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons)

Sofern der Standort tatsächlich gut gewählt war, wird der Bärlauch im März des nächsten Jahres keimen. Das war dann die Initialzündung.

Drittens: erste Blüte abwarten

Die Bärlauchsämlinge werden nach drei Jahren erstmals blühen. Bis dahin solltet ihr mit der Ernte etwas Zurückhaltung üben. Mit dem Einsetzen der Bärlauchblüte aber sorgt der Bärlauch für seine eigene Vermehrung auf deutlich effektivere Art als über die im Untergrund auch ablaufende Zwiebelteilung.

Viertens: mit Bedacht ernten

Ab dem dritten Jahr also könnt ihr ernten. Und dies auch relativ radikal, wenn ihr nämlich jeweils immer nur maximal ein Drittel der Fläche beerntet. Die verbleibenden zwei Drittel haben genug Potential, den Bestand dauerhaft stabil zu halten und sogar noch zu vergrößern.

Ich hoffe, diese Anregungen sind nachvollziehbar. Welche Erfahrungen konntet Ihr machen?

Olaf Schnelle

Ich bin Gärtner. Für mich hätte es keinen besseren Beruf geben können. So eng mit der Natur zu arbeiten und dabei sinnvoll Produktives zu tun, ist ein richtig schönes Ding. Nahrungsmittel zu schaffen, die diesen Namen im wörtlichen Sinne verdienen, ist ein essentieller Prozeß. Mein Anliegen ist, dies so zu tun, dass kreative Köche damit etwas schaffen, das für mich viel mit Kunst zu tun hat.

9 Comments

  • Silvia Walther sagt:

    Lieber Olaf,
    ich habe ein Frage : Das Saatgut nur einfach ausstreuen oder auch mit Erde bedecken ?

    Liebe Grüße
    Silvia Walther

    • Olaf sagt:

      Liebe Silvia, ich habe den Text oben im Beitrag nun auf Deine Frage hin aktualisiert. Du mußt also nicht extra abdecken. Wobei eine dünne Abdeckung mit Erde sicher nicht schaden würde.

      Beste Grüße

      Olaf

  • Amalia sagt:

    Hallo Olaf, ich finde es nicht gut, daß Du das Ausgraben der Zwiebeln in der Natur empfiehlst. Ich habe dieses Jahr Leute in einem Schutzgebiet erwischt, die hunderte von Zwiebeln ausgegraben haben und sich dann noch gewundert haben, daß der Bärlauch an der Stelle weniger geworden ist.
    Aber in ihren Gärten hätten sie jetzt schon ganz viele Quadratmeter, weil sie im Vorjahr auch schon ganz viele Zwiebeln an der Stelle ausgegraben haben. Leider wollten sie mir nicht verraten, wo sie wohnen, damit ich in Zukunft dort Blätter ernten kann.
    Den Tipp mit dem Aussäen finde ich aber gut! Dadurch werden die Bestände in freier Natur ja nicht so massiv weniger.
    Beste Grüße, Amalia

  • eugen sagt:

    .Wie die Bärlauchsamen wirklich keimen zeige ich im Film
    link unten
    https://www.youtube.com/watch?v=BU1GMXfttZ4

    • Olaf Schnelle sagt:

      Naja, viel sieht man in dem Film ja leider nicht (und wieso flattern da Geldscheine rum?).
      Und im Juli säe ich übrigens auch aus. Wenn es im Oktober kalt war, dann hatten die schon ihre Stratifikation.
      Wichtig ist allein, dass das Saatgut frisch in die Erde kommt und nicht mit Erde bedeckt wird. Ob die Kälte wesentlich ist oder nicht, darüber lässt sich reden.

  • Super geschrieben.Vielen Dank.

  • Hallo Olaf,
    ich habe wieder mal bei Dir gestöbert und bin auf Deine Tips zur Bärlauchvermehrung gestoßen.
    Ausgraben ist wirklich nicht gut! Es reicht schon, wenn Zeitgenossen mit der Sichel und Kisten durch die Flächen ziehen!
    Aber wer bei der Bärlauchernte mal ein wenig unter den Blättern nachschaut, findet dort kleine Sämlinge vom Vorjahr, die sich noch ganz leicht ohne Schaden für Mutterpflanze rausnehmen lassen. Diese in feuchtes Küchenkrepp einpacken und möglichst schnell an ihrem neuen Ort auspflanzemn. In den gut etablierten, dichten Beständen macht man so auch keinen Schaden. Die meisten Sämlinge kommen gar nicht durch die Blattdecke ihrer Eltern.
    Ich habe so in meinem Garten und im Wald schon ein paar kleine Bärlauchnester, die mittlerweile auch Blühen und sich so weiter vermehren.

    • Liebe Sabine, das stimmt, was Du da sagst und festgestellt hast. Dies ist im Vergleich zum Ausgraben der “erwachsenen” Zwiebel der einfachere Weg. Ich bleibe bei der Aussaat – das geht nur etwas langsamer, aber man hat schneller richtig große Bestände.
      Übrigens haben wir mit unserer Gärtnerei Anfang der 2000er Jahre massenhaft Bärlauch aus Putbus geholt – 10.000kg im Jahr. Das war natürlich abgestimmt mit den Behörden vor Ort. Die Naturschutzbehörde und der Denkmalschutz einigten sich darauf, an welchen Stellen im Park der Bärlauch reduziert werden sollte – dort haben wir geerntet – immer radikal – also alles oberhalb der Wurzel.
      Das haben wir ca. 6 Jahre so gemacht – der Bärlauch ist dadurch schon zurück gegangen – aber nie komplett und den Stellen siehst Du heute nichts mehr davon an – sie sind komplett erholt.
      Ich will unser Vorgehen nicht verharmlosen, nur eine Beobachtung schildern. Ich stelle immer wieder fest, wie robust manche Arten sind. Bei anderen Arten habe ich die kommerzielle Wildsammlung komplett beendet. Da hatte unser Eingriff an den betroffenen Stellen klare Auswirkung. Das will ich unter keinen Umständen verantworten.

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